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An der Herausfordrung wachsen, Teil 1 (deutsch)

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An der Herausfordrung wachsen, Teil 1 (deutsch)
« on: January 08, 2024, 04:37:52 PM »
Meine Geschichte, die ich in Fortsetzungen schreibe, ist inspiriert von einem chinesischen Spielfilm, dessen Handlung ich teilweise übernehme, vor allem aber am Ende verändere und fortsetze. (Den Titel des Films gebe ich später bekannt.) Da es zwei Protagonistinnen gibt, erzähle ich abwechselnd in beiden Perspektiven:

Yang Yun schminkt sich das Gesicht: weiße Grundierung, schwarze und rote Zeichnung um Augen und Mund, der Dämon des Windes. Ja, sie verkleidet sich gerne. Doch diesmal geht es darum, ihr Gesicht zu verdecken. Niemand soll sie erkennen, wenn sie im Ring steht.
Ihr gegenüber der Dämon des Feuers, eine entfernte Bekannte, die in einer anderen Schule trainiert. Sie wollen sich auf einen echten Fight einlassen. Das „Feuer“, hochgewachsener als der „Wind“, übernimmt zunächst die Initiative, doch dieser blockt alle Schläge geschickt ab. Yang Yun bleibt präsent und konzentriert und lauert auf ihre Chance. Als die Gegnerin nachlässt, greift sie an. Ein wuchtiger Schlag gegen die linke Schläfe reißt deren Kopf schmerzhaft herum. Das „Feuer“ geht zu Boden, Yang Yun gewinnt, vielleicht ein bisschen schnell.
Sie stecke im Stau und werde aufgehalten, lügt sie am Telefon ihren Manager an. Wiederholt hatte er gewarnt, das Boxen könne ihre Karriere ruinieren.

Xiao Ai sitzt im Englisch-Unterricht und kämpft höchstens mit ihrer Müdigkeit. Ihr Schnarchen, das den Lehrer erheblich stört, zeigt, dass sie diesen Kampf weder gewinnen kann noch will. Der „Unterricht besteht aus langen tabellarischen Tafelanschrieben. Langweilig! Vokabeln zu lernen findet Xiao Ai „zum Kotzen“, wie sie ihrer Mitschülerin und Freundin Xu Jia sagt. Diese gibt ihr recht, hat selber aber nicht den Mut, im Unterricht zu schlafen.
Am nächsten Tag ist Xiao Ai mit dem Kombi unterwegs, um Boxhandschule und anderes Equipment für das Boxstudio ihres Vaters zu transportieren. Froh, den Unterricht schwänzen zu können, stören sie auch nicht eine Reifenpanne sowie der ungeduldige Anruf ihres Vaters. Routiniert legt sie Hand an, wechselt den Reifen und fährt weiter.
Im Autoradio hört sie den neuesten schwungvollen Song der „Schlagergöttin“ Yang Yun.

Yang Yun wird von ihrem Manager, der von der Produktionsfirma beauftragt ist, und ihrer, ebenfalls beauftragten, Assistentin auf ein Fernsehinterview zur Einführung der neuen CD vorbereitet. Sie erhält eine Liste von Fragen und ihren Antworten. Nur dies solle sie sagen, auf anderes nicht eingehen. Nach der Auswahl des Kleides wird sie zwar gefragt, ihre Entscheidung dann aber nicht berücksichtigt.

Herr Zhao packt die Lieferung aus, Xiao Ai, seine Tochter, wäscht sich und zieht sich um, im Hintergrund läuft der Fernseher mit dem Interview. Der Interviewer erinnert an die überbordende Begeisterung vor allem männlicher Verehrer beim letzten Konzert, und Yang Yun bedankt sich bei ihren Fans für ihre Unterstützung. „Ich liebe euch alle“, sagt sie groß in die Kamera.
Xiao Ai bereitet ihrem Vater das Essen: Spiegelei, Tomatenscheiben und Gebäck sowie Reisbrei. Sie sorgt sich um die Vorräte in der Küche, viel können sie sich nicht leisten.
Zusammen mit ihrer Freundin Xu Jia jobbt sie in einem kleinen Café im Zentrum. Um Geld zu sparen, nimmt sie nicht den Bus, sondern joggt die ganze Strecke. Damit sie mit ihrem Vater über die Runden kommt, ist sie auf eigenes Verdienst angewiesen. Das Lernen für die nächste Englisch-Klausur kommt da zu kurz. Xu Jia, die das Fernsehinterview gesehen hat, beneidet die Sängerin: „Es muss so angenehm sein, ein Star zu sein.“
Eine junge Frau mit einer auffälligen Sonnenbrille betritt das Café und bestellt zwei Gläser heiße Milch. Sie wartet auf ihre Begleiterin, die zunächst in einem Laden auf der anderen Straßenseite einen Blumenstrauß kauft und ihr bringt. Dieses Geschehen – die zwei Gäste und der Blumenstrauß – hat sich schon häufiger wiederholt, und die zwei Bedienungen machen sich Gedanken über die geheimnisvolle Frau, die ihr Gesicht nicht zeigt. Haben sie die Sonnenbrille nicht schon auf einer Seite im Internet gesehen? Sie sind sich nicht sicher.
Wieder zu Hause stößt Xiao Ai mit einem jungen Mann zusammen, der sich wenig höflich verhält. Sie fragt einen Mitarbeiter ihres Vaters, den sie vertraulich „Onkel Ma“ nennt, nach diesem Besuch. Herr Zhao hatte vor Jahren von einem guten Freund (umgerechnet) 700000 € geliehen bekommen, um das Boxstudio eröffnen zu können. Dieser Freund ist jetzt gestorben, und der Erbe – dieser junge Mann – möchte das Geld zurück. Eine Immobilienfirma will einen Supermarkt errichten und wäre bereit, den doppelten Betrag zu zahlen, sodass die Schulden bezahlt wären und noch genügend Geld zum Leben übrig wäre. Herr Zhao weigert sich aber, den Kaufvertrag zu unterzeichnen, weil er sein Studio, das ihm kaum etwas einbringt, als sein Zuhause ansieht. Hier hat er die glücklichsten Jahre seines Lebens mit seiner früh verstorbenen Frau und der kleinen Xiao Ai verbracht.

Yang Yun und ihr junger, engagierter Trainer haben sich in der „Monster-Bar“ verabredet. Diese Bar hat einen Boxring, und die beiden analysieren gemeinsam den Kampfstil der dort Antretenden. Sie beobachten den Kampf des Bar-Champions, eines unbesiegten K.o.-Fighters, gegen einen schon etwas älteren Boxer, schlank, austrainiert, wendig. Durch gute Fußarbeit und geschickte Körperdrehungen gelingt es ihm immer wieder, dem Favoriten auszuweichen. Wie er um seinen Gegner tänzelt, erinnert Yang Yuns Trainer ein wenig an Muhammed Ali. Schließlich trifft der Flinke den Größeren voll am Kopf, der „Unbesiegte“ fällt wie eine reife Nuss.

In der Schule machen sich Xiao Ai und Xu Jia Gedanken über einen besser bezahlten Job. Wenn es nötig ist, wären sie auch bereit, nachts zu arbeiten.

Um ihrem Manager zum Geburtstag zu gratulieren, haben Yang Yun und ihre Assistentin eine Obsttorte besorgt. Die Gratulation wird zum Desaster, die Torte landet im Müll. Der Manager hält der Sängerin ein Boulevard-Blatt vor die Nase, das sie beim Boxen zeigt.
Ein unbekannter Verfolger hatte sie - trotz ihrer Verkleidung – im Boxring und auch in der Monster-Bar fotografiert und die Bilder an die Medien gegeben. Da sie in beiden Fällen von derselben Person (ihrem Trainer) betreut bzw. begleitet wurde, kann auch der Betrachter eins und eins zusammenzählen.
Ein Aufschrei der Entrüstung dringt durch die Fangemeinde. Die „unschuldige Göttin“ und aggressiver Kampfsport? War das Bild des Stars schon in der Vergangenheit Fake? Kann man dieser Frau noch trauen?
Bisherige Vertragspartner für Image-Kampagnen ziehen sich schlagartig zurück, Termine für Konzerte und Foto-Shootings werden gecancelt. Yang Yun steht vor dem Nichts.
Sie versucht sich vor dem Manager zu rechtfertigen. Sie habe doch kein Verbrechen begangen, sie habe sich auch nicht in zweideutiger Absicht mit Männern getroffen. Zudem sei ihre Gegnerin mit dem Kampf einverstanden gewesen.
Was sie getan habe, erwidert er, sei schlimmer als ein Sex-Skandal. Die Leute, die für sie zahlten, wollten nicht die Katze im Sack. Wenn sie sich beim Boxen das Gesicht ruiniere, sei sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Yang Yuns Entschuldigung wehrt der Manager ab. Sie solle sich bei sich selbst entschuldigen, denn sie habe die Konsequenzen zu tragen. Der Star reagiert betroffen und hilflos. So hat sie sich das nicht vorgestellt.
Im Fernsehen dementiert der Manager alles als Missverständnis. Die Frau auf den Fotos sei nicht Yang Yun. Der Star schaut sich betreten die Pressekonferenz am Bildschirm an. Angesichts der Fotos wird das Dementi wohl kaum glaubwürdig sein.