Als Xiao Ai abends eine Bar betritt, hängt Xu Jia betrunken über der Theke. Ihr Freund, mit dem sie eine Fernbeziehung führte, hat mit ihr Schluss gemacht, völlig unerwartet und per Mail. Warum müssen Männer nur so unzuverlässig und so feige sein? Sie hatte gehofft, dass er sie zu sich nimmt, jetzt muss sie sich wieder mehr auf ihre schulische Ausbildung konzentrieren.
Im Fernseher, der in der Bar läuft, sieht Xiao Ai, wie ihr Vater in der „Monster-Bar“ in den Ring steigt. Sie trinkt das Glas ihrer Freundin aus und macht sich mit ihr auf den Weg – zweifach geladen.
Auf der Straße lungern vier männliche Jugendliche herum, auch angetrunken, die ihre Chance sehen und den beiden Frauen den Weg vertreten. „Können wir helfen? Im Dunkeln ist es doch gefährlich auf der Straße. Wir könnten dort im Hotel – ein Zimmer besorgen.“
Da die Betrunkene wie ein nasser Sack an ihr hängt, setzt Xiao Ai sie zunächst, gegen ein parkendes Auto gelehnt, an der Seite ab. Sie zieht sich ihr Oberhemd aus, um sich Bewegungsfreiheit zu verschaffen. Als der Anführer der Clique, der dieses Signal falsch interpretiert, nun Körperkontakt sucht, erhält er eine schallende Ohrfeige. „Auf sie!“, ruft er. Sie weicht einem Schlag aus und versetzt einem der Jungen einen heftigen Haken, der ihn zu Boden wirft. Den zweiten und den dritten macht sie mit energischen Schlägen und Tritten kampfunfähig. Als sie mit erhobenen Fäusten auf den vierten zugeht, nimmt dieser hektisch reißaus. Sie ist fast ein wenig enttäuscht.
Zunächst bringt sie Xu Jia zu sich nach Hause, wo sie sich im Bad auskotzen soll. Ihr Vater, selbst angetrunken und lethargisch auf dem Sofa gelegen, wirft ihr vor, sich mit jemandem getroffen und Alkohol getrunken zu haben. Schnell dreht sich jedoch das Gespräch. Herr Zhao, einst erfolgreicher Boxer, hatte seine Karriere beendet, weil bei ihm Herz-Rhythmus-Störungen diagnostiziert wurden. Auf ihrem Totenbett hatte er seiner Frau versprochen, nie wieder zu boxen. Xiao wirft ihrem Vater vor, dieses „heilige“ Versprechen gebrochen zu haben. Die Auseinandersetzung wird heftig, beide stehen sich wütend gegenüber, die Tochter schreit: „Schlag mich doch!“ Ihm wird bewusst, was gerade geschieht, und er setzt sich hin.
Xu Jia kommt aus dem Bad und verabschiedet sich.
Xiao Ai versucht, auf den Vater einzureden. Wenn er weiter boxe, werde er irgendwann zu Tode getroffen. Sie habe doch nur ihn, die Mutter sei schon lange tot.
Er habe andere Möglichkeiten ausprobiert, Geld zu verdienen, wirft er hilflos ein. Er sei zu nichts nutze – außer zu boxen.
Sie könne doch weitere Nebenjobs annehmen, entgegnet die Tochter, er könne das Studio verkaufen, wenn es sein müsse, alles sei weniger wichtig als sein Leben.
Doch über einen Verkauf will er nicht diskutieren.
Eine Flucht nach vorn! Yang Yun verfolgt auf ihrem Laptop die Pressekonferenz ihres Managers (und eines bekannten Fernsehproduzenten für Show-Sendungen). Ja, auf den Fotos sei wirklich sein Schützling Yang Yun zu sehen. Er entschuldige sich in aller Form für seine Lüge, aber sie habe der Absprache mit seinem Freund, dem Produzenten, entsprochen. Ihr gemeinsames Projekt sei damals noch nicht unterschriftsreif gewesen, und Yang Yuns Aktivitäten seien als Vorbereitung darauf zu verstehen.
Gemeinsam wollten sie ein Boxturnier produzieren, ein Amateurturnier für junge Frauen. „Schönheit durch Stärke“ sei Titel der Show. Star dieser Produktion sei Yang Yun, die bekannte und beliebte Sängerin. Sie wolle ihre abenteuerliche, kämpferische Seite zeigen und damit ihr Bild in der Öffentlichkeit ergänzen.
Die ausgelobte Prämie werde (umgerechnet) 700000 € betragen.
Xiao Ai, die im Café bedient, sieht die Ankündigung auf ihrem Tablet. Die Höhe der Prämie lässt sie aufmerken.
Wieder zu Hause liest sie die Schrift an der Fassade des Studios: „Nimm die Herausforderung an.“ Doch hatten Schmierfinken die Fassade verschmiert, um ihren Vater zum Verkauf zu drängen. Sie erinnert sich an die glückliche Zeit, als noch beide Eltern lebten und die Familie ihr neues Zuhause weit über der Stadt mit Blick auf das Meer bezog.
Neugierig und ängstlich zugleich betritt Xiao Ai die Arena für das Boxturnier und gibt an einem Tisch ihr Anmeldeformular ab. Sie werde rechtzeitig zu ihrem Qualifikationskampf eingeladen, teilt man ihr mit. Betrage die Prämie wirklich 700000 €, will sie wissen. Die Frau am Tisch muss lachen und bestätigt die Summe. Das Geld wollten viele haben, aber nur die Siegerin gewinne die Prämie. Alle anderen bekämen ihre Auslagen ersetzt, sonst nichts.
Als sie zurückkommt, unterrichtet Onkel Ma einen Schüler. „Lass es mich auch mal versuchen!“, bettelt sie. Ma weiß, dass Herr Zhao seine Tochter nicht boxen lassen will. Das sei nichts für Frauen, und sie solle im College lernen und etwas Besseres werden. Es sei nicht ihre Bestimmung zu kämpfen. Doch der Chef ist gerade nicht da, und Onkel Ma gibt ihrem Betteln nach. „Nur drei Minuten, ich schaue auf die Uhr.“
Xiao Ai steht dem Boxschüler gegenüber, stochert mit ihren Schlägen in der Luft herum, während er ausweicht. Dann trifft er sie, wenn auch vorsichtig geschlagen, am Kopf. Sie ist erschrocken, nimmt sich aber zusammen und schlägt – deutlich kräftiger – auf ihn ein, trifft ihn zwei Mal. Er setzt an, sich zu revanchieren, doch Onkel Ma bricht ab.
Ihr Geheimnis dürfe der Vater nicht erfahren, beschwört ihn Xiao Ai, sie habe sich zum Boxturnier für die 700000 € angemeldet.
Onkel Ma sieht sie erschrocken an: „Nach nur fünf Sekunden wirst du schmerzhaft auf die Bretter donnern.“
„Damit man mich nicht k.o. schlägt, musst du mich unterrichten“, entgegnet sie so einschmeichelnd wie möglich. „Wir sind eine Familie, und ich darf nicht zusehen, wie hier alles zugrunde geht. Du hilfst mir, ja?“
Yang Yun zeigt sich zum Foto-Shooting im Ring. In Boxkleidung und mit Handschuhen lässt sie sich in verschiedenen „kämpferischen“ Posen ablichten. Die Kampagne hat begonnen.
Ihr Manager teilt ihr mit, sie erhalte ein Freilos. Erst im Halbfinale müsse sie antreten. Und er habe zwei junge Profi-Boxerinnen beauftragt, den Rest der Kontrahentinnen rauszukegeln und dann selber gegen den Star zu verlieren. So könne sie das Turnier ohne große Mühe gewinnen, und sie gingen kein Risiko ein.
Yang Yun schmeißt ihm das Handtuch vor die Füße und verlässt wutentbrannt den Ring.
„Du wirst meine Arrangements noch zu schätzen wissen“, ruft er ihr hinterher.
Xiao Ai steht im selben Ring ihrer Qualifikationsgegnerin gegenüber. Wahrscheinlich hat sie viel mehr Erfahrung als ich, denkt sie. Sie beginnt vorsichtig abwartend.
Die Gegnerin greift an, Xiao Ai duckt sich unter einem Schlag, der zweite trifft sie voll. Sie geht in die Knie, wird angezählt. Das hat weh getan! Sie kommt rechtzeitig hoch, wütend auf sich und die Gegnerin, stellt sie an den Seilen, deckt sie mit heftigen Schlägen ein. Einige treffen. Sie geht zu Boden, bleibt liegen. Xiao Ai reißt jubelnd die Arme hoch. Sie hat sich für das Hauptturnier, für das Achtelfinale qualifiziert!
Plötzlich wird ihr schwindelig, sie verliert das Bewusstsein, wird ins Krankenhaus gebracht. Jetzt erfährt auch ihr Vater von dem Plan, den sie hinter seinem Rücken verwirklichen wollte. Er ist wütend, aber aus seinen Worten spricht auch die Sorge um seine Tochter. Das Donnerwetter fällt gelinder aus als erwartet. Halb hat er ihr schon verziehen.