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Leben 2.0

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Leben 2.0
« on: August 16, 2024, 04:42:19 PM »
Petra war eine geniale Programmiererin und Spieleentwicklerin. Auf den ersten Blick erschien „Leben 2.0“ wie ein normales Simulations- und Kampfspiel, doch konnte man es mit dem wirklichen Leben eng verknüpfen. Erfolg oder Misserfolg im Privaten und Beruflichen beeinflussten auch den digitalen Bereich, Siege oder Niederlagen im „zweiten Leben“ hatten Konsequenzen für das erste. Diese Möglichkeiten zogen viele Gamer an, auch Petras Mitstudierende auf dem Campus – wer sich allerdings für diesen Modus entschied, würde das Spiel nicht oder nur schwer wieder verlassen können.
Stefan galt als „Spielegott“. Eigentlich wunderte das niemanden, er war Student mit Bestnoten, gleichzeitig bei allen beliebt, ein schöner und charmanter junger Mann, jederzeit hilfsbereit, und manche Studentin träumte davon, seine Freundin sein zu können. Eigentlich wusste niemand, worin Stefan nicht der Erste sein könnte, denn er war sowohl ein ausgezeichneter Sportler wie ein überragender Gamer. So führte er in „Leben 2.0“ die Rangliste an.
Petra, intelligent und selbstbewusst, hatte sich an die dritte Stelle gekämpft und lag damit weit vor allen anderen Frauen. Natürlich half ihr, dass sie ihr eigenes Spiel gut kannte, doch war sie auch privat offensiv und dominant. Mit ihrer dunkelbraunen Pagen-Frisur und ihrer aggressiven Spielweise hätte sie als Junge durchgehen können, strich aber zugleich in Erscheinungsweise und Erotik ihre Weiblichkeit heraus. Die beste Spielerin wollte auch den besten Spieler für sich gewinnen, und so arbeitete sie sich – am Anfang noch ohne Spielerfahrung – in der Rangliste nach oben. Vinzenz, Nummer 9, bot ihr den notwendigen Schutz und ausreichendes Ansehen, als sie beides benötigte. Bald ließ sie ihn dann fallen und schloss sich Dominik an, der Nummer 2, einem Angeber, der aber zugleich ein hervorragender Sportler und Gamer war. Als Petra nun begann, mit Stefan zu flirten, kam es zum Showdown der „Alpha-Tiere“, den Stefan deutlich gewann. Dominik, besiegt und gedemütigt, verlor Punkte, sodass Petra  an die zweite Stelle rückte. Der Erste mit der Zweiten, ein Paar, das jede Herausforderung bestehen konnte. Im Spiel konnte man miterleben, wie sie Zärtlichkeiten und Geschenke austauschten, und konnte erahnen, was in der Wirklichkeit geschah.
In der Zwischenzeit hatte sich im Spiel ein schwarz vermummter „Dieb“ etabliert. Es war ihm gelungen, unangenehme Geheimnisse der Mitspielenden auszukundschaften, und dieses Wissen ließ er sich teuer bezahlen – mit Geld und Punkten. Aggressiv überfiel er zudem schwächere Spieler, um seine Stärke immer weiter auszubauen. Den Starken ging er erfolgreich aus dem Wege, und Stefans Versuche, ihn zu stellen, blieben lange erfolglos. Auch Petra, die Administratorin, bemühte sich – allein und mit Stefan – dem Verbrecher auf die Schliche zu kommen, ohne ihn dabei jemals zu Gesicht zu bekommen.Man hatte auch im Spiel eine vergitterte Zelle, zwei mal drei Meter in der Wirklichkeit, doch müsste man den Dieb erst finden und überwältigen.
Stefan gelang es, Räume auszukundschaften, die bisher noch niemand kannte, und in die sich der Vermummte offensichtlich hatte zurückziehen können. Auch dort entwischte dieser immer wieder, doch schien Stefan ihm auf der Fährte zu sein. Die Fluchtmöglichkeiten verringerten sich.
Schließlich standen sie sich gegenüber. In die Ecke gedrängt, ohne Hoffnung zu entkommen, musste sich der Dieb dem Kampf stellen. Beide Kontrahenten hatten sich zahlreiche Waffen und Angriffsmöglichkeiten gesichert, beide verfügten auch über einen guten Schutzschild. Voller Wut tobte der Kampf auf beiden Seiten, jeder versuchte, sich einen Vorteil zu verschaffen, doch es war nicht zu erkennen, wer den Sieg davontragen würde.
Wer sich zu dem Zeitpunkt eingeloggt hatte, konnte den Fight mitverfolgen, doch wusste niemand, wie man diesen versteckten Raum finden konnte. Es war daher unmöglich, zu Hilfe zu kommen. So konnten sie nur hoffen, dass der Böse nicht endgültig die Herrschaft über das Spiel und damit über die Spielenden gewinnen würde.
Erst unmerklich, dann immer deutlicher wurden die Angriffe des Vermummten schwächer. Der Schild hielt noch, doch konnte er sich nur mit letzter Kraft verteidigen. Es stellte sich heraus, dass Stefan die größeren Kraftreserven besaß. Schließlich traf ein Geschoss, der Verbrecher ging in die Knie, versuchte dort, weiter anzugreifen und wieder auf die Beine zu kommen. Doch Stefan blieb konzentriert, traf nun mehrmals, bis sein Gegner vollends in sich zusammensackte. Er konnte ihn fesseln.
Erleichtert sahen die Zuschauer, wie der vermummte Verbrecher in der Zelle eingeschlossen war. Sie wussten, das würde in der Realität genauso sein.
Am Samstag um 16 Uhr wird der gefangene Verbrecher auf dem Campus vorgeführt. Diese Mail erhielten alle Spielenden, sodass sich eine große Menschenmenge versammelte.
Pünktlich sah man die beiden kommen, Stefan und – – – Petra als Gefangene. Sie steckte noch in ihrer schwarzen Kleidung, nur die Gesichtsmaske war entfernt. Ihre Hände waren an einen runden Holzbalken gefesselt, der schwer auf ihren Nacken drückte. Stefan zog sie an einer Leine über den Platz, an den Wartenden entlang. Grimassen voll Wut und Scham spielten in ihrem Gesicht. Zu überrascht waren die Zuschauer, als dass sie ihrem Hass gebührend Ausdruck gegeben hätten. Keinerlei weibliche Attraktivität konnten sie dieser Frau mehr abgewinnen, sie erschien ihnen nur noch erbärmlich.
Petra wurde wieder in ihre Zelle gesperrt. Als neuer Administrator hat Stefan bestimmt, dass die verurteilte Verbrecherin alle Punkte verliert und keine Möglichkeit erhält, neue zu gewinnen. Da sie außerdem das Spiel nicht verlassen darf, verliert sie auch in der Realität alle Kräfte und Fähigkeiten. Künftig wird sie darauf angewiesen sein, mit gebeugtem Rücken anderen den Boden zu schrubben und weitere demütigende Dienste zu leisten – im Spiel und in der Wirklichkeit. Ein erbärmliches Leben für eine erbärmliche Verbrecherin! Zunächst aber bleibt sie im Gefängnis, bis sie alles zurückerstattet hat, was von ihr gestohlen wurde.